Drei Generationen auf einem Foto: „Senior-Chef“ Franz Winkelbauer, Geschäftsführer Michael Winkelbauer und Sohn Stephan Winkelbauer (v. l.) (Foto: Winkelbauer)

Vor 75 Jahren wurde das Fundament für einen der gegenwärtig größten Angerer Arbeitgeber und Lehrausbildungsbetriebe gelegt: Mit dem Ende des Krieges entstanden bei Baumaschinenausrüster Winkelbauer Herdplatten und Seilwinden aus ausrangierten Panzern – heute ist der Traditionsbetrieb international erfolgreich und kann inmitten der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sogar einen Höchststand vermelden.

Sich immer wieder neu erfinden, den gegangenen Pfad kritisch hinterfragen – und bis dato unbekannte Wege erfolgreich einschlagen: Die Charakteristika des Unternehmertums sind untrennbar mit der Historie des Angerer Traditionsbetriebs Winkelbauer verbunden. Unermüdlich wird seit 75 Jahren mit Hingabe, ökonomischen Eifer und regionaler Passion am technischen Morgen getüftelt und gefeilt – 1945 noch wörtlich gemeint: Denn im Jahr als der Zweite Weltkrieg endete, meldete Hubert Winkelbauer das Gewerbe für einen Huf- und Wagenschmied in Puch bei Weiz an. Innovationskraft bewies die Schmiede schon damals.

Denn Hubert Winkelbauer, Großvater des heutigen Geschäftsführer Michael Winkelbauer, machte aus der Not eine Tugend: Durch den Mangel an Rohstoffen kaufte er ausrangierte Panzer, aus denen Herdplatten, Seilwinden und andere Produkte in seiner Pachtschmiede entstanden. Bereits 1957 wurde am heutigen Firmenstandort die erste Werkstätte errichtet – und der Hufbeschlag durch den Fahrzeugbau abgelöst. Die ersten Winkelbauer-Anhänger mit dem damals schon geschützten Markennamen „HUWI“ erblickten das Licht der Welt.

Neue Pfade
Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich das Unternehmen neu erfand: Denn bereits 1969 schlägt Franz Winkelbauer wiederum neue Wege ein und nimmt Baggerlöffel und Schaufeln für Massey-Ferguson-Baggerlader mit ins Programm. Mit nachhaltigem Erfolg: In den Achtzigern werden jährlich schließlich bis zu 400 Einachs-Dreiseitenkipper, Miststreuer und auch Baumaschinen-Ausrüstungen produziert und verkauft – eine Erfolgsgeschichte, die mit dem Eintritt Michael Winkelbauers, die bereits dritte Generation im Unternehmen, fortgesetzt wird: Er zeichnet noch Ende der Achtziger für zahlreiche Neuentwicklungen, Patente und Investitionen verantwortlich, ehe insbesondere Anfang der 2000er einmal mehr neue Pfade eingeschlagen werden.

Die Winkelbauer-Telearme sind international gefragt – vor allem am Persischen Golf (Foto: Winkelbauer)

2002 steigen die Oststeirer zum Kooperationspartner des schwedischen Stahlgiganten SSAB, die renommierteste Adresse weltweit, wenn es um die Erzeugung von hochqualitativen Verschleißstähle geht auf –  und ernennt Winkelbauer zum offiziellen Hardox-Wearparts-Partner. Die Basis für eine skandinavisch-oststeirische Erfolgsgeschichte: Auf einer Produktionsfläche von mittlerweile 10.000 Quadratmetern entstehen heute neben Baumaschinenausrüstungen wie Löffel, Schaufel oder Schnellwechsler  – diese verkürzen den Umrüstaufwand von Bagger-Ausrüstungen – auch hochwertige Komponenten und Verschleißteile aus Hardox. Dazu werden jährlich rund 5.000 Tonnen Stahl verarbeitet, rund 3.000 davon werden direkt aus dem schwedischen Oxelösund von SSAB zugeliefert.

Heißt auch: Nahezu bei jedem österreichischen Tunnelbau wird das Know-how aus Anger zu Nutze genommen. Insbesondere die von Winkelbauer entwickelten Teleskoparme, die den Aushub auf engstem Raum ermöglichen, sind sogar weltweit gefragt: So etwa beim Bau einer innerstädtischen Parkgarage in Saudi-Arabien, einer U-Bahn-Trasse in Kuwait oder bei einem Großprojekt am Persischen Golf in Dubai.

Lehre: Höchststand an Neuzugängen
Am Erfolgsrezept für den durchschlagenden Erfolg wird bei Winkelbauer seit Jahrzehnten akribisch gearbeitet: Die Lehrlingsausbildung genießt seit jeher höchsten Stellenwert im Unternehmen. In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie jetzt ein entscheidender Vorteil: Selbst inmitten eines sich zuspitzenden Lehrlingsmarkts konnte das Unternehmen heuer acht neue Auszubildende ins Boot holen – historischer Spitzenwert.

Für uns ist es entscheidend, die besten Köpfe für eine Lehre in unserem Unternehmen zu begeistern.

Michael Winkelbauer, Winkelbauer

Damit werden insgesamt momentan 20 Lehrlinge bei Winkelbauer ausgebildet. „Die Lehre ist ein strategischer Eckpfeiler unserer Firmenphilosophie. Die hausinterne Ausbildung von jungen Fachkräften genießt einen immensen Stellenwert bei Winkelbauer. Das beweist auch unsere Historie: Viele unserer Führungspositionen sind mit ehemaligen Lehrlingen besetzt. Auch unsere Abteilungs- und Projektleiter haben zu einem Großteil ihre Laufbahn in Anger begonnen.

Die in Knallpink gehaltenen Winkelbauer-Schnellwechsler verkürzen den Umrüstaufwand auf internationalen Baustellen (Foto: Winkelbauer)

Das heißt: Wir bieten nicht nur einen hochwertigen Ausbildungsplatz, sondern auch die Möglichkeit, sich im Unternehmen zu entwickeln, hier Karriere zu machen“, erklärt Geschäftsführer Winkelbauer, der dazu unlängst sogar ein Forschungsprojekt mit der Fachhochschule Joanneum initiierte: „Für uns ist es entscheidend, die besten Köpfe für eine Lehre in unserem Unternehmen zu begeistern. Dafür haben wir dieses Vorhaben mit der Hochschule realisiert“, sagt Winkelbauer, der damit dem Firmencredo treu bleibt: Sich immer wieder neu erfinden, den gegangenen Pfad kritisch hinterfragen – und bis dato unbekannte Wege erfolgreich einschlagen.

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