Die Deadline rückt näher: Im Zuge des Green Deal-Maßnahmenpakets wurde von der EU beschlossen, das auch Unternehmen des Mittelstands ab 2025 zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind. Was es zu beachten gilt und wie sich Unternehmen auf diese Umstellung vorbereiten können, verrät Expertin Sabine Ilger im Wirtschaftswelt-Interview.

Warum ist der EU-Green Deal für alle Unternehmen von Relevanz?

Sabine Ilger: Der EU-Green Deal verändert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen langfristig und umfassend. Die EU hat es sich zum Ziel gesetzt, Finanzströme in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten umzulenken.

Wie soll diese Transformation vonstattengehen?

Sabine Ilger: Es wurde ein Framework für das Nachhaltigkeits-Reporting entwickelt ESRS (European Sustainability Reporting Standards), das nicht nur für berichtspflichtige Firmen, die mehr als 250 Mitarbeiter:innen beschäftigen, relevant ist. Die angepeilte EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ein Game-Changer der wirtschaftlichen Erfolgsmessung. Sie fordert von berichtspflichtigen Unternehmen die Nachhaltigkeits-Bewertung entlang den Upstream und Downstream Wertschöpfungsketten.

Damit sind auch alle Unternehmen, die eine Finanzierung benötigen, früher oder später mit dem Thema konfrontiert.

Sabine Ilger

Was bedeutet das im Detail?

Sabine Ilger: Dies bedeutet, dass Unternehmen im B2B Sektor früher oder später mit Anfragen zur Nachhaltigkeit konfrontiert sind. Zudem sind Banken verpflichtet ihre Kreditportfolios mit Nachhaltigkeitskriterien zu bewerten. Damit sind auch alle Unternehmen, die eine Finanzierung benötigen, früher oder später mit dem Thema konfrontiert.

Nachhaltigkeit als Grundsatz für die Zukunft. (Foto: de.freepik.com)

Ist der Green Deal damit zukünftig eine große Hürde für Unternehmen des Mittelstands?

Sabine Ilger: Ein Grund zur Sorge für die Wirtschaft? Ich denke, nein! Denn die Reporting-Standards ESRS bilden ein integriertes Managementsystem ab und können wie ein Leitsystem zur Professionalisierung der Managementwerkzeuge in einem Unternehmen verwendet werden. Wichtig ist es aber, frühzeitig damit zu beginnen und nicht erst die Berichtspflicht abzuwarten. Es braucht ein wenig Zeit, um in die Thematik hineinzuwachsen. Ich empfehle eine schrittweise Anpassung und Integration.

Wir sind auf dem Weg zu einer neuen globalen Wirtschaftssprache und das ist gut so.

Sabine Ilger

Ist die Entwicklung auf den EWR beschränkt?

Sabine Ilger: International wird an ähnlichen Vorgaben gearbeitet. Diese sind mit den ESRS verschränkt und ermöglichen in Zukunft eine Vergleichbarkeit der ökonomischen, sozialen und ökologischen Parameter eines Unternehmens. Wir sind auf dem Weg zu einer neuen globalen Wirtschaftssprache und das ist gut so.

Workshop am 5. und 6. Oktober

Um diese und weitere Fragen zu erörtern gibt die Expertin, zusammen mit Innovationsspezialistin Viktoria Ilger einen Workshop in Graz. Am 5. und 6. Oktober werden in der Gestalterei (Leonhardstraße 49) die Kernpunkte des EU-Green-Deals analysiert und diskutiert. Dabei wird zusammen mit den teilnehmenden Personen ein Rahmenwerk für die anstehende Nachhaltigkeits-Positionierung und verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt. Damit richtet sich das Seminar an alle Nachhaltigkeitsmanager und Entscheidungsträger, „die Nachhaltigkeit verstehen wollen und neue Entwicklungspfade daraus ableiten wollen“, erklärt Ilger.


Mehr Informationen zur Anmeldung finden Sie hier. (Achtung Anmeldefrist bis 27.09.2022)

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