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Steirisches Pilzzucht-Start-up entwickelt Fleischalternative

Ein geschmacklich an Fleisch erinnernder Speisepilz soll dem steirischen Start-up ATTA zum Markterfolg verhelfen: Das Grazer Jungunternehmen entwickelt spezielle Pilzzuchtsysteme, mit denen der Igelstachelbartpilz kommerziell gezüchtet werden kann. Eine erste Pilotanlage wurde aktuell im steirischen Eibiswald in Betrieb genommen.

Als „Vitalpilz“ oder „Superfood“ wird der Igelstachelbartpilz schon seit Jahrhunderten in Japan und China verehrt. Trotz angeblich heilender Wirkung und geschmacklicher Verwandtschaft mit Kalb- oder Hühnerfleisch reicht der Bekanntheitsgrad des Pilzes hierzulande nicht über Insider hinaus.

Das will nun ein steirisches Start-up ändern: Das Jungunternehmen ATTA, beheimatet in der universitären Gründerschmiede des Science Park Graz, entwickelt ein modulare Pilzzuchtsystem, mit dem der Igelstachelbartpilz künftig kommerziell produziert werden kann – und damit als Fleischalternative vermarktet werden soll.

Unsere Anlage erzeugt einen künstlichen Wald, der auf die Anforderungen des Pilzes zugeschnitten ist – sowohl was Klima als auch andere Organismen angeht.

Sebastian Modl, ATTA

„Unsere Anlage erzeugt einen künstlichen Wald, der auf die Anforderungen des Pilzes zugeschnitten ist – sowohl was Klima als auch andere Organismen angeht. Wir geben dem Pilz alles, was er braucht, minus dem, womit er in freier Laufbahn konkurriert“, erklärt Geschäftsführer Sebastian Modl, der das Unternehmen gemeinsam mit Andreas Haigl, Mario Grintschler und Christoph Kovacic gegründet hat. Kennengelernt hat sich das Team Ende 2020 auf der Universität Graz.

Der Igelstachelbartpilz taugt als ernstzunehmende Fleischalternative. (Foto: ATTA)

Die gemeinsame Leidenschaft fürs Schwammerlsuchen hat dabei die Geschäftsidee aufs Tableau gebracht: „Pilze werden weltweit gezüchtet – Innovation findet aber so gut wie gar nicht statt. Wir wollen mit unserer Entwicklung ein neues Innovationszeitalter in der Pilzzucht einläuten“, betont Modl.

Prototypenanlage in Eibiswald

Der Startschuss für diese Ära ist in Eibiswald gefallen: In der südsteirischen Gemeinde werden bereits jetzt pro Monat eine Tonne des Speisepilzes, der auch hierzulande – meist auf Birkenstämmen – heimisch ist, auf einer Prototypenanlage gezüchtet. „Unsere Anlagen sind modulartig aufgebaut und können in 20 Quadratmeterschritten erweitert werden. Durch eine integrierte Fernüberwachung behalten wir Parameter wie Temperatur, CO2-Wert und Luftfeuchtigkeit stets im Auge“, beschreibt Modl das Konzept.

Der Science Park Graz ist hinsichtlich Umfang und Qualität der angebotenen Leistungen einzigartig in Österreich.

Christoph Kovacic, ATTA

Bereits in den kommenden zwei Jahren sollen die Pilzzuchtsysteme in Serie produziert und damit Landwirte, Feinkostläden, die Gastronomie und Lebensmittelverarbeiter angesprochen werden. Um die ambitionierten Pläne umzusetzen, bekommt das junge Team Unterstützung an der universitären Gründerschmiede des Science Park Graz (SPG): „Nicht nur die Beratungen durch die Business-Spezialisten des Inkubators helfen uns in unseren Expansionsplänen, sondern auch der Austausch mit anderen Jungunternehmen ist sehr wertvoll. Der Science Park Graz ist hinsichtlich Umfang und Qualität der angebotenen Leistungen einzigartig in Österreich. Hier wollen wir nun unsere Geschäftsidee bereit für den heimischen und internationalen Markt machen“, betont Serienunternehmer und ATTA-„Business Angel“ Christoph Kovacic. 

Ernstzunehmende Fleischalternative

Hinter der Geschäftsidee steht freilich ATTAs Überzeugung, dass der Igelstachelbartpilz künftig als ernstzunehmende Fleischalternative auf den heimischen Tellern landet: „Der Igelstachelbart ist ein hervorragender Speisepilz. In vielen Ländern gilt er als eine echte Delikatesse, die zu unterschiedlichsten Speisen verarbeitet werden kann. Zusätzlich verfügt er laut Traditioneller Chinesischen Medizin (TCM, Anm.) über gesundheitsfördernde Eigenschaften, was auch erste Pilotstudien belegen“, sagt Modl. Letzteres will das steirische Pilzzucht-Start-up auf Basis einer klinischen Großstudie weiter überprüfen.

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