Zwölf Tonnen und in Europa einzigartig: Die Rega hat den Simulator von Axis aktuell in Betrieb genommen. (Foto: Axis/Rega)

Die Rettungsflugwacht Rega fliegt ab sofort auf heimisches Know-how: Der österreichische Hersteller Axis Flight Training Systems hat für die Schweizer Luftrettung einen hochmodernen Flugsimulator entwickelt, der eine „fliegende Intensivstation“ simuliert. Die aktuelle Übergabe in Zürich läutet einen einzigartigen Höhenflug ein: Hightech-Simulatoren im Gesamtwert von über 100 Millionen Euro sind aktuell in der Projekt-„Pipeline“ von Axis. Es handelt sich um eines der größten Volumen in der jüngeren Auftragsgeschichte der steirischen Luftfahrt.

Auf Einladung der eidgenössischen Rettungsflugwacht Rega sowie der Lufthansa avanciert Zürich dieser Tage zur Bühne für Innovationen in der internationalen Luftfahrtbranche. Der Star der Veranstaltung stammt aus der Steiermark, bringt über zwölf Tonnen auf die Waage – und ist in Europa einzigartig: Mit einem sogenannten „Full Flight“-Simulator eines Bombardier Challenger 650 steuert die steirische Axis Flight Training Systems nicht nur das technologische Eventhighlight, sondern auch das neue Herzstück der Pilotenausbildung der Rega bei.

Übergabe des Simulators: Manuel Meier (Geschäftsführer von Lufthansa Aviation Training), Christian Theuermann (Mitglied der Geschäftsleitung von Axis), Michaela Froelich (technischer Vertrieb von Axis), Ernst Kohler (CEO der Rega) (Foto: CS)

Unser Simulator bildet die höchste und realistischste Kategorie, Level D, von ‚Full Flight‘-Simulatoren ab.

Christian Theuermann, Axis
Steuermann Christian Theuermann: Der Geschäftsleiter führt den Simulatorenhersteller in lichte Höhen (Credit: Axis)
Steuermann Christian Theuermann: Der Geschäftsleiter führt den Simulatorenhersteller in lichte Höhen (Credit: Axis)

„Unser Simulator bildet die höchste und realistischste Kategorie, Level D, von ‚Full Flight‘-Simulatoren ab. Den 27 Jetpiloten der Rettungsflugwacht wird so ermöglicht, jedes erdenkliche Szenario – vom Strömungsabriss über den Schneesturm bis hin zur Bruchlandung – realitätsnah in einer sicheren Umgebung zu trainieren“, erklärt Christian Theuermann, Mitglied der Geschäftsleitung.

Diesen Trainings kommt bei der Rettungsflugwacht eine besonders bedeutsame Rolle zu: Vor allem bei Rettungseinsätzen – die Rega holt jährlich rund 1.000 verunfallte oder erkrankte Personen zurück aus dem Ausland – müssen Flugmanöver und Notfallprozedere in den „fliegenden Intensivstationen“ bestmöglich vorbereitet sein.

„Es ist entscheidend, dass die Piloten für die besonderen Herausforderungen trainiert werden, die beim Fliegen der Intensivstation auftreten können – dies umfasst nicht nur die Flugdynamik, sondern etwa auch ungewöhnliche Landebedingungen“, sagt Theuermann. Betrieben wird der Simulator indes durch die Pilotenausbildungsabteilung der Lufthansa, freie Kapazitäten werden Drittkunden angeboten.

Innovative Flugtestkampagnen 

Da die Daten zum Flugverhalten des Challenger 650 vom Hersteller nicht veröffentlicht werden, wurde das hochpräzise Flugmodell von Axis in Eigenregie rekonstruiert und entwickelt. In sogenannten Flugtestkampagnen werden dazu Parameter wie Flug- und Aerodynamik, Leistung, Systemverhalten und andere flugzeugspezifische Eigenschaften in Realtests „erflogen“.

Diese umfassende Datenerfassung ermöglicht es uns, äußerst genaue Flugmodelle zu erstellen, die das tatsächliche Flugverhalten detailliert nachbilden.

Michaela Froelich, Axis

„Hierfür rüsten wir das echte Flugzeug mit einer Vielzahl von Sensoren und Messgeräten aus, um eine breite Palette an Daten zu sammeln. Diese umfassende Datenerfassung ermöglicht es uns, äußerst genaue Flugmodelle zu erstellen, die das tatsächliche Flugverhalten detailliert nachbilden“, erklärt Michaela Froelich, zuständig für den technischen Vertrieb bei Axis.

Während die wiederholte Produktion von Flugzeugtypen etwa zehn Monate beansprucht, braucht es rund zwei Jahre, um einen Full-Flight-Simulator ohne Datenbasis herzustellen.

 Leitet den technischen Vertrieb bei Axis: Michaela Froelich

100 Millionen Euro in der „Pipeline“

Die Kompetenz dafür ist am Weltmarkt mehr als gefragt – das zeigt auch Axis’ aktuelle Projekt-„Pipeline“: „In der Planungs- und Ausführungsphase befinden sich derzeit sechs beauftragte Projekte im Gesamtwert von über 60 Millionen Euro, hinzu kommen weitere drei Projekte – mit einem Volumen von 40 Millionen Euro –, deren Beauftragung unmittelbar bevorstehe. Dieser Höchststand ist ein klarer Indikator für das Vertrauen, das Kunden weltweit in die Kompetenz und Zuverlässigkeit von Axis setzen. Mit diesen Projekten werden wir nicht nur unsere Marktposition festigen, sondern auch neue Standards in der Branche setzen“, sagt Theuermann.

Unter den weiteren Beauftragungen, die höchsten Geheimhaltungsvereinbarungen folgen, sind Simulatoren des Typs Bombardier Challenger 350 (für die Aviation Academy Austria) bzw. des Turboprop-Regionalflugzeug ATR600 für einen Kunden in den USA.

Laut Theuermann sei die Umsetzung „alles andere als ein Selbstläufer“ und drückt auf die Euphoriebremse: „An erster Stelle steht nun, die beauftragten Projekte zur Zufriedenheit unserer Kunden zu realisieren und die noch offenen Aufträge erfolgreich zu akquirieren.“

Axis unterstreicht die Bedeutung der Steiermark als Zentrum für technologische Innovation auf dem Weltmarkt.

Karl Hartleb, ICS

„Globale Relevanz“

„Hochqualitative und innovative Lösungen aus unserer Region haben globale Relevanz“: ICS-Geschäftsführer Karl Hartleb (Foto: Foto Fischer)

„Axis unterstreicht die Bedeutung der Steiermark als Zentrum für technologische Innovation auf dem Weltmarkt. Mit einer beeindruckenden Projekt-Pipeline und einem Auftragsvolumen, das die 100-Millionen-Euro-Marke übersteigt, demonstriert das Unternehmen eindrucksvoll, dass hochqualitative und innovative Lösungen aus unserer Region globale Relevanz haben. Axis generiert mit diesen Aufträgen nicht nur eines der größten Volumina in der jüngeren Geschichte der steirischen Luftfahrtbranche, sondern avanciert auch ganz generell zum Vorbild für zukunftsorientierte Entwicklungen in der internationalen Luftfahrtindustrie“, betont Karl Hartleb, Geschäftsführer des Internationalisierungscenter (ICS) Steiermark, das Axis in der Vergangenheit bei der Positionierung der Hightech-Simulatoren am internationalen Markt unterstützt hat.

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