Die Oststeirer sind der größte Verarbeiter von Panzerstahl-Materialien in Österreich. (Foto: Heidi Schlögl)
Mit neuen wehrtechnischen Zertifizierungen, millionenschweren Investitionen in den Maschinenpark und dem Zugang zu Europas exklusivstem Panzerstahl hat das das steirische Traditionsunternehmen Winkelbauer aktuell die Verteidigungsindustrie erschlossen. Aufbauend auf jahrzehntelanger Erfahrung in der Verarbeitung hochfester Stähle – allen voran für Baumaschinen – fertigt das Unternehmen künftig auch Schutzkomponenten und Strukturbauteile. Premierenaufträge wurden bereits abgewickelt.
ANGER BEI WEIZ. Panzerstahl ist in Europa ein rares Gut. Während Prognosen von einem Bedarf von bis zu acht Millionen Tonnen sprechen, liegt die tatsächliche Produktionskapazität aktuell unter 500.000 Tonnen. Produziert wird der Hightech-Werkstoff nahezu ausschließlich vom schwedischen Stahlkonzern SSAB unter dem Markennamen „Armox“. Dessen hochfeste Bleche bilden die Grundlage für europäische Rüstungsprogramme wie Leopard 2, Boxer oder Puma.
Die Premiumstähle der Skandinavier sind seit über 20 Jahren auch das Kernmaterial in Anger bei Weiz: Als Partner der ersten Stunde verarbeitet das oststeirische Unternehmen Winkelbauer jährlich rund 3.000 Tonnen „Hardox“, eine auf Verschleißfestigkeit spezialisierte Variante derselben Stahlfamilie. Damit ist das 130-köpfige Traditionsunternehmen Österreichs größter Verarbeiter des Materials.
Diese Expertise öffnet dem Unternehmen nun auch Türen in die Verteidigungsindustrie: „Der ‚Defence‘-Markt bietet langfristige Marktpotenziale und eine stabile Nachfrage. In einem zunehmend volatilen Umfeld ist sie ein verlässlicher Pfeiler für Beschäftigung und Wertschöpfung. Darüber hinaus sehen wir es aber auch als unsere Pflicht, technologisches Know-how auch dort einzubringen, wo es um den Schutz von Menschen, Infrastrukturen und Einsatzkräften geht. Es geht darum, die zu schützen, die uns schützen“, erklärt Geschäftsführer Michael Winkelbauer.
Nachsatz: „Die sicherheitspolitische Lage in Europa hat sich grundlegend verändert. Verteidigung wurde jahrzehntelang nicht ernst genommen und wertgeschätzt, obwohl sie zentrale Voraussetzung für Stabilität, Souveränität und eine funktionierende Gesellschaft ist.“
Winkelbauer wird noch deutlicher: „Niemand käme auf die Idee, die Feuerwehr abzuschaffen, nur weil es schon länger nicht gebrannt hat.“ Langfristig soll das neue Geschäftsfeld daher zu einem Winkelbauer-Standbein avancieren: „Unsere Erfahrung mit hochfesten Stählen und unsere industrielle Infrastruktur geben uns das Fundament, um Komponenten für sicherheitskritische Anwendungen verlässlich zu liefern. Mittelfristig wollen wir eine signifikante Stahlmenge für Anwendungen in diesem Bereich einsetzen“, gibt Winkelbauer die Marschroute vor.
Erste Produkte für „Defence“-Anwendungen hat Winkelbauer bereits ausgeliefert, darunter etwa schusssichere Einhausungen für sicherheitskritische Infrastruktur. Auch das österreichische Bundesheer sowie die eidgenössische „armasuisse“, das Bundesamt für Rüstung der Schweiz, zählen zu den Abnehmern.
Große Chancen ortet Stephan Winkelbauer, zuständig für Business Development, künftig insbesondere in der Herstellung von Schutzkomponenten und Strukturbauteilen: „Unsere Fertigungstiefe ist ein entscheidender Faktor: Vom Zuschnitt bis zum einbaufertigen Bauteil passiert bei uns alles im Haus – inklusive Schweißtechnik, Zerspanung und Qualitätsprüfung. In Kombination mit dem Wissen im Umgang mit Panzerstahl sichert uns das in Österreich eine echte Ausnahmeposition.“
Dazu kommt die erst vor kurzem abgelegte Zertifizierung nach DIN 2303 zur Herstellung wehrtechnischer Produkten – und ein moderner Maschinenpark: „Wir haben in Millionenhöhe in Schneidanlagen und Roboterschweißkompetenz investiert, die mechanische Fertigung – insbesondere im Hinblick auf das Fräsen von hochfesten Stählen – aufgewertet und die Kran- und Lackierkapazitäten massiv erweitert“, betont das Duo unisono.
Stephan Winkelbauer streicht hervor: „Die Maßnahmen der letzten Jahre waren auf Effizienz und Präzision – auch durch durchgängige Digitalisierung – ausgelegt, kommen uns nun aber in der Verteidigungsindustrie massiv zu Gute. Das heißt: Wir müssen für den aktuellen Markteinstieg nichts neu erfinden, sondern können auf bestehende Kompetenzen und Prozesse aufbauen.“
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