Biking-Offensive für die Region Schladming - 4,5 Millionen für 60 Kilometer neue Trails: Schladming-Botschafter Hans Knauß, Landeshauptmann Mario Kunasek, TV-Vorsitzender Andreas Keinprecht und Geschäftsführer Mathias Schattleitner (Foto: Land Steiermark/Robert Binder)

Die Region Schladming-Dachstein investiert 4,5 Millionen Euro: Mit dem Bau der „Sonnseitn Trails“ soll die Tourismusregion in der Obersteiermark wirtschaftlich robuster und wetterunabhängiger werden. Ziel ist die strategische Positionierung als führende Ganzjahresdestination im alpinen Raum – mit dem Mountainbike als zentralem Wertschöpfungsträger.

Schladming positioniert sich gezielt gegen die Abhängigkeit vom Wintertourismus – und reagiert damit auf die klimabedingte Unsicherheit der Schneesaison. Der Tourismussektor, bisher stark auf Skifahrer fokussiert, öffnet sich neuen Zielgruppen und verlängert die touristische Nutzbarkeit der Infrastruktur auf bis zu neun Monate im Jahr. „Wir denken nicht mehr in Saisonen, sondern in Jahreszeiten“, sagt Tourismusobmann Andreas Keinprecht.

Das Projekt wird in drei Phasen bis 2027 realisiert und umfasst 60 Kilometer neuer Bike-Strecken – abgestimmt auf unterschiedliche Zielgruppen: von Familien mit Kindern bis zu sportlich ambitionierten Fahrern. Die Integration in bestehende touristische Infrastrukturen (Hotellerie, Gastronomie, Verkehr) sowie die Rücksichtnahme auf Wald- und Jagdinteressen machen die Trails zu einem Modellprojekt für nachhaltige Tourismusentwicklung. Der Versiegelungsgrad bleibt minimal, das Wassermanagement innovativ – eine Bauweise, die ökologische Akzeptanz schafft und Genehmigungsverfahren beschleunigt.

Wertschöpfung durch Verlängerung der Saison

Ökonomisch bedeutsam ist vor allem die angestrebte Verlängerung der Saison: Bike-Gäste sollen künftig bereits im März und noch bis in den November für Nächtigungen sorgen. Laut Brancheninsidern ist der typische Bike-Urlauber ausgabefreudig, bleibt länger als der Durchschnittsgast und bringt oft die ganze Familie mit. Das eröffnet neue Geschäftsmodelle: Kombitickets, zielgruppenspezifische Hotel-Packages und Bike-Shuttles werden zusätzliche Einnahmequellen für lokale Anbieter schaffen.

Regionale Betriebe profitieren direkt

Auch abseits der Hotellerie wirkt das Projekt: Handwerksbetriebe, Bauunternehmen, Seilbahnbetreiber und Service-Dienstleister profitieren in der Umsetzungsphase und im späteren Betrieb. Die Erschließung zusätzlicher Bike-Angebote schafft Nachfrage für Bike-Verleih, Fahrtechnikschulen, Reparaturservices und regionale Gastronomie. Gleichzeitig entsteht ein zukunftssicherer Arbeitsplatzmarkt im Tourismus- und Freizeitsektor.

Im Bikepark Schladming wird mit Ende Mai in die neue Saison gestartet. (Foto: Christoph Oberschneider)

Public Investment mit Hebelwirkung

Die Finanzierung von 4,5 Millionen Euro wird vom Tourismusverband Schladming-Dachstein sowie vom Land Steiermark getragen. Letzteres steuert 750.000 Euro bei. Landeshauptmann Mario Kunasek verweist auf die mittel- bis langfristige Rückflusserwartung: „Gerade in budgetär herausfordernden Zeiten ist es wichtig, antizyklisch zu investieren. Der Tourismus ist einer der wenigen Bereiche, in dem öffentliche Mittel direkt in Wertschöpfung umgewandelt werden können.“

Schladming denkt in Netzen, nicht in Einzellösungen

Längerfristig sollen die Sonnseitn Trails nicht nur bestehende Angebote verbinden, sondern das Rückgrat eines gesamten Trailnetzwerks bilden, das über 100 Kilometer umfasst. Damit nähert sich die Region einem ganzheitlichen Produktkonzept an – vergleichbar mit der „Skischaukel“-Logik im Winter. Für internationale Gäste, etwa bei Veranstaltungen wie der Alpentour Trophy, bedeutet das ein attraktiveres Angebot mit längerer Aufenthaltsdauer – und für die Region zusätzliche internationale Sichtbarkeit.

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