42 Kilometer Trailspaß gibt’s schon jetzt im Bikepark Schladming (Foto: Christoph Oberschneider)

KOMMENTAR. In Schladming-Dachstein hat man sich etwas vorgenommen. Mit der Investition von 4,5 Millionen Euro in die „Sonnseitn Trails“ (hier zur Story) wird nicht nur in ein neues Bike-Erlebnis investiert, sondern in die Zukunft einer gesamten Region. Und vielleicht sogar in ein neues Narrativ für den alpinen Tourismus, meint der Managing Director von Wirtschaftswelt.

Von Mathias Varga

Der Tourismus in der Steiermark ist ein tragender Pfeiler der regionalen Wirtschaft. Im Jahr 2023 verzeichnete das Bundesland knapp 13 Millionen Nächtigungen – rund 60 % davon außerhalb der klassischen Wintersaison. Der Trend ist eindeutig: Die Nachfrage nach ganzjährigen Angeboten wächst, besonders im Outdoor-Bereich. Die Mountainbike-Infrastruktur entwickelt sich dabei zu einem unterschätzten Wirtschaftsmotor.

Radtourismus: Mehr als Freizeit – ein echter Standortfaktor

Radfahren ist in Österreich längst keine bloße Freizeitbeschäftigung mehr. Laut einer aktuellen Studie von klimaaktiv generiert der Fahrradsektor 2,9 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung jährlich und schafft über 46.000 Arbeitsplätze. Davon profitiert auch der Tourismus direkt: Über 10 Millionen Radtourismus-Übernachtungen jährlich zeigen, welches Potenzial hier steckt – Tendenz steigend.

Und das Beste daran: Radgäste gelten als besonders qualitätsbewusst, bleiben im Schnitt länger und geben überdurchschnittlich viel aus. Vor allem aber reisen sie auch dann, wenn andere Betten leer stehen: im Frühling, Herbst – und oft sogar im Spätsommer, wenn der Schnee noch weit entfernt ist.

Blick über die Grenze: Wie die Schweiz ihre Zukunft umbaut

Ein Blick in die Schweiz zeigt, wie eine ganze Tourismusstrategie neu gedacht werden kann: Regionen wie Flims-Laax-Falera oder Lenzerheide haben den Mountainbike-Sommer nicht als Ergänzung, sondern als gleichwertiges Standbein zum Winter positioniert. In Laax bringt der Sommer mittlerweile fast so viele Logiernächte wie der Winter. Die Erschließung über Liftanlagen, kombinierte Bike-&-Hike-Angebote und digitale Gästekarten sorgen für wirtschaftliche Impulse weit über die Trail-Infrastruktur hinaus.

Was dort gelungen ist, beginnt nun auch in der Steiermark Form anzunehmen – mit lokal abgestimmten Konzepten, gemeinsamer Planung mit Grundbesitzern und echtem Stakeholder-Einbezug.

Kein Allheilmittel – aber ein solides Fundament

Der Ausbau der „Sonnseitn Trails“ ist keine Wunderwaffe, aber ein durchdachter Schritt in die richtige Richtung. Statt sich von Saison zu Saison zu retten, wird hier proaktiv in eine stabile Ganzjahresstruktur investiert – mit positiven Effekten für Nächtigungen, Regionalwirtschaft und Lebensqualität.

Wenn nachhaltiger Tourismus mehr sein soll als ein Schlagwort, dann braucht es genau solche Projekte. Nicht laut, nicht übertrieben – aber mit Weitblick und Bodenhaftung. Oder wie man in Schladming sagen würde: mit Grip.

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