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Grazer Start-up baut Getriebe ohne Zahnräder

Ein Getriebe, das ganz ohne Zahnräder auskommt: Deutlich leistungsfähigere und kompaktere Antriebssysteme verspricht die Getriebelösung des Grazer Start-ups Kraken Innovations. Zum Einsatz soll die steirische Entwicklung vor allem in Windkrafträdern und am Baumaschinensektor kommen. Der Fortbestand des Science Park Graz, wo das Unternehmen entwickelt wird, ist indes für weitere fünf Jahre gesichert.

Zahnräder, also das was Getriebe gemeinhin ausmachen, als „limitierender Faktor“: Zu dieser doch zumindest bemerkenswerten Einstufung gelangen Philipp Eisele, Daniel Fürhapter und Michael Michelitsch noch während ihrer Diplomarbeiten am Institut für Fertigungstechnik der Technischen Universität Graz.

Wir haben einen Mechanismus entwickelt, in dem Zahn und Gegenzahn eine flächige Kraftübertragung ermöglichen.

Philipp Eisele

Für das Techniker-Trio war daher schnell klar, dass das klassische Charakteristikum weichen muss. Die Lösung, die eben gänzlich ohne Zahnräder für die Leistungsübertragung auskommt, liefert das Gründertrio mit ihrem Start-up Kraken Innovations: „Wir haben einen Mechanismus entwickelt, in dem Zahn und Gegenzahn eine flächige Kraftübertragung ermöglichen. Die Folge ist ein höheres Übersetzungsverhältnis“, schildert Eisele.

Kommt ganz ohne klassische Zahnräder aus: Die Entwicklung von Kraken Innovations (Foto: nicoleseiser.at)

Heißt in der Folge: Die übertragbaren Kräfte sind um ein Vielfaches höher als es bei traditioneller Linienberührung von klassischen Zahnrädern. „Dadurch entstehen entweder kleinere Anwendungen bei gleicher Stärke oder stärkere Anwendungen bei weniger Bauraum“, erklärt der Geschäftsführer. Die höhere Leistungsübertragung ist dabei nicht der einzige Pluspunkt der steirischen Entwicklung: Durch das Zahnprofil im Inneren des Getriebes entsteht zusätzlicher Raum, den Kraken Innovations für Sensorik nutzt.

Gründer: Philipp Eisele ist Geschäftsführer von Kraken Innovations. (Foto: nicoleseiser.at)

„Dadurch lassen sich präzise Aussagen über den aktuellen Zustand sowie Vorhersagen für künftiges Verhalten treffen“, erklärt der Co-Gründer. Bei vergleichbaren Getriebelösungen sei das bislang nicht möglich, so Eisele.

Markteintritt: 2023

Diese Vorteile nutzt das Start-up insbesondere im Bereich von nachhaltigen Energien, wo das Getriebe das volle Potenzial entfaltet: „Die besonderen Eigenschaften unser Lösungen lassen sich im Stellantrieb von Windkraftanlagen nutzen und statten diesen mit bisher nicht erreichten Leistungswerten aus“, betont Eisele. Auch in der Baumaschinenbranche wenden erste Unternehmen – im Zuge von Pilotprojekten – die Grazer Innovation an: Das patentierte Getriebesystem und die integrierte Sensor-Technologie erlauben es, Lasten sicher zu heben, zu halten und gezielt abzusetzen.

„Das rein mechanische Produkt ist fertig und läuft bereits am Prüfstand. Aktuell sind wir dabei, die Sensorik zu integrieren und weitere Optimierungen durchzuführen“, erzählt Eisele.

Anfang 2023 soll der Markteintritt gelingen – Schubkraft kommt dafür aus Deutschland: Mit Nanotec Electronic hat sich ein international agierender Antriebsspezialist aus München bereits in früher Phase mit 14,27 Prozent am Jungunternehmen beteiligt.

Mittelfristiges Ziel des Start-ups ist die Serienproduktion des innovativen Getriebekonzepts.

Hat den Fortbestand des Science Park Graz für die nächsten Jahre abgesichert: Geschäftsführer Martin Mössler (Foto: Christian Jungwirth)

Fortbestand des Science Park Graz ist abgesichert

Die engagierte Unternehmensentwicklung führt Eisele auch auf den Science Park Graz, wo Kraken Innovations beheimatet ist, zurück. „Ohne die Unterstützung des Teams am Science Park Graz hätten wir unser Unternehmen nicht derart rasch entwickeln können“, sagt Eisele. In der Start-up-Schmiede der Grazer Universitäten – der Science Park Graz ist in Besitz von TU Graz, Universität Graz und MedUni Graz – werden insgesamt aktuell 60 Start-ups pro Jahr entwickelt.

Start-ups sind zu einem Innovations- und Wachstumstreiber der steirischen Wirtschaft avanciert.

Martin Mössler, Science Park Graz

„Unsere Rolle dabei ist, die Start-ups bestmöglich auf ihrem Weg an die internationale Spitze mit unserer Erfahrung und unseren hochkarätigen Partnern zu unterstützen“, erklärt Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler. Dieser Erfolgsweg wird auch in der kommenden Zeit fortgesetzt werden: Der Fortbestand des Inkubators ist – als Teil des AplusB-Scale-up-Programms des Austria Wirtschaftsservice (aws) – für die nächsten fünf Jahre gesichert.

„Start-ups sind zu einem Innovations- und Wachstumstreiber der steirischen Wirtschaft avanciert. Sie sichern nicht nur Wertschöpfung und wichtige Arbeitsplätze, sondern tragen auch maßgeblich zu gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen bei“, freut sich Mössler.

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