Neben Einkaufswägen werden am 14. Juni im Citypark auch Linien gezogen: Die besten Lehrlinge aus ganz Österreich gastieren beim Bundeslehrlingswettbewerb der Maler – aus der Steiermark pinseln Anna Gosch (aus Eibiswald) und Marie Reiter (aus Hönigsberg) um den Titel. Einige Tausend Fans aus ganz Österreich werden erwartet. Der Sieger darf sich eine Teilnahme bei den Weltmeisterschaften in Shanghai ausmalen.
GRAZ. 18 Lehrlinge, neun Bundesländer – und ein Ziel: der Sieg beim Bundeslehrlingswettbewerb der Malerinnen und Maler im Citypark Graz. Dafür verwandelt sich das Einkaufszentrum am Samstag, dem 14. Juni, in eine Bühne für Farben, Formen und Fachkompetenz: Inmitten von Rolltreppen und Schaufenster kämpfen Österreichs talentierteste Nachwuchsmaler um den Titel.
Der Wettbewerb selbst hat es in sich: Neben einem Speed-Bewerb, bei dem jede Sekunde zählt, wartet mit dem Uhrturm-Motiv die eigentliche Königsdisziplin. Auf einer zwei mal ein Meter großen Fläche soll das Grazer Wahrzeichen gestochen scharf, millimetergenau in den definierten Farben dargestellt werden – akzeptierte Toleranz: ein Millimeter.


Zwei junge Steirerinnen stellen sich diesen Aufgaben: Ana Gosch (aus Eibiswald, Malerbetrieb Eisbacher in St. Martin im Sulmtal,) und Marie Reiter (aus Hönigsberg, beschäftigt beim Malerbetrieb Gruber in Kindberg) rittern um den Sieg. Wer beim Bundeslehrlingswettbewerb schließlich auf dem ersten Platz landet, wird von den Juroren entschieden.
Der Sieger wird bei der Abendveranstaltung in der WKO Steiermark – mit Kabarettist Robert Palfrader – bekanntgegeben.
„Vorbeikommen, Daumen drücken“
„Das Berufsbild des Malers ist viel facettenreicher, kreativer und technischer, als viele denken. Unser Ziel ist es daher, diese Vielfalt nicht hinter Werkstatt-Türen zu verstecken, sondern mitten in der Öffentlichkeit zu zeigen – dort, wo die Menschen sind. Der Citypark ist dafür die ideale Bühne. Wenn Kinder und Jugendliche hier stehen bleiben, staunen und vielleicht den Wunsch entwickeln, diesen Beruf zu erlernen, dann haben wir viel erreicht. Daher gilt: Vorbeikommen, Daumen drücken – und sich vom Beruf begeistern lassen“, erklärt Hannes Koudelka, Landesinnungsmeister der Maler und Tapezierer in der WKO Steiermark.

Josef Herk, Präsident der WKO Steiermark, unterstreicht die Bedeutung solcher Wettbewerbe: „Was man hier erlebt, ist keine Show – das ist echtes Können, echte Leistung. Wer glaubt, die Jugend sei bequem oder desinteressiert, wird hier eines Besseren belehrt. Ich verneige mich vor diesem Einsatz und bin stolz, was unsere duale Ausbildung in Österreich möglich macht.“
Michael Tobisch, Maler-Weltmeister 2007, Organisator und Lehrlingsbeauftragter der Maler in der WKO Steiermark, bringt es auf den Punkt: „Dieser Wettbewerb ist nicht einfach eine Leistungsprüfung – er ist die Bühne für unsere Nachwuchstalente, auf der sie zeigen, was sie können. Die Anforderungen sind enorm: Wer hier gewinnen will, muss technisches Können, künstlerisches Gespür, höchste Konzentration und körperliche Ausdauer mitbringen. Österreich verfügt im Bereich der Malerinnen und Maler über eine weltweit einzigartige Ausbildungskultur – das wird hier in beeindruckender Weise sichtbar. Dieser Tag in Graz wird zu einem Schaulauf jener jungen Fachkräfte, die in den kommenden Jahren international für Aufsehen sorgen werden.“
Auch Citypark-Center-Manager Wolfgang Forstner freut sich: „Es ist uns eine große Freude, mit dem Bundeslehrlingswettbewerb jungen Talenten eine Bühne mitten im Alltag zu bieten. Dass hier nicht nur eingekauft, sondern vielleicht auch ein Berufswunsch geweckt wird, zeigt, wie lebendig und inspirierend ein Ort wie der Citypark sein kann.“


WM-Traum von Shanghai
Der Bundeslehrlingswettbewerb in Graz ist zugleich der erste Schritt in Richtung internationaler Wettbewerbe: Der Sieger löst das Ticket für AustrianSkills – das sind die Staatsmeisterschaften der Berufe. Diese finden im Herbst dieses Jahres vor rund 30.000 Zuseher in Salzburg statt.
Wer dort die Nerven behält, darf sich die Teilnahme an den WorldSkills 2026 in Shanghai ausmalen. Davor aber heißt es: Farbe bekennen im Grazer Citypark – und die bestmögliche Leistung abrufen. Das wissen auch die beiden steirischen Hoffnungen.
„Mein Chef Sebastian Gruber war selbst Maler-Weltmeister – der weiß also ganz genau, worauf’s ankommt. Und genau deshalb hab ich auch volle Unterstützung von ihm, egal ob beim Training oder mental. Er motiviert mich ständig und gibt mir das Gefühl, dass ich alles schaffen kann, wenn ich’s wirklich will“, erklärt Teilnehmerin Reiter.
Sie zeigt sich angriffslustig: „Ich fahr nicht nach Graz, um einfach nur dabei zu sein. Ich will gewinnen! Das hier ist meine Chance, zu zeigen, was ich draufhabe – und wenn alles aufgeht, dann will ich 2026 nach Shanghai. Das wär mein absoluter Traum!“
Für Kontrahentin Gosch ist klar: „Ich bin richtig gut drauf und freu mich riesig, endlich zu zeigen, was ich kann – vor so vielen Leuten, mitten im Citypark. Klar, ein bisserl nervös bin ich auch, aber das gehört dazu. Ich seh’ das als riesige Chance. So ein Bewerb ist etwas ganz Besonderes – da wächst man über sich hinaus.“
Für sie steht auch im Mittelpunkt, „zu zeigen, wie cool und vielseitig der Malerberuf eigentlich ist. Es geht nicht nur ums Streichen – man gestaltet Räume, arbeitet kreativ, hat was in der Hand. Ich würd mir wünschen, dass mehr junge Leute diesen Schritt wagen. Ich hab’s nie bereut – im Gegenteil: Ich bin stolz, dass ich Malerin bin.“
Weltklasse aus der Steiermark
In der Vergangenheit konnten sich etliche Sieger des Bundeslehrlingswettbewerbs auch zu Staats- und später sogar zu Europa- und Weltmeistern krönen: Steirische Maler wie Lisa Janisch, Christoph Pessl & Co. holten sich schließlich sogar Gold.
Insgesamt gibt es bei Euro- oder WorldSkills keine Nation, die einen Beruf derart dominiert, wie Österreich das Malen – und das liegt speziell an der Steiermark. Platz eins eroberte das Bundesland seit 2005 sagenhafte zehn Mal.
Alle Details zum Bundeslehrlingswettbewerb
Der Bundeslehrlingswettbewerb 2025 findet am Samstag, dem 14. Juni, im Citypark Graz statt. 18 Lehrlinge aus neun Bundesländern sind am Start. Der Bewerb startet um 8.00 Uhr und endet um 14.45 Uhr. Höhepunkt ist der Speed-Bewerb um 13.00 Uhr, bei dem Präzision unter Zeitdruck gefragt ist. Die feierliche Siegerehrung findet um 19.00 Uhr in der WKO Steiermark statt. Die Veranstaltung wird durch die WKO Steiermark und zahlreiche Sponsoren – allen voran Synthesa – ermöglicht.