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AVL schickt Landmaschinen fahrerlos aufs Feld

Technologieunternehmen AVL und das Start-up ARTI machen Traktoren mit einem modularen System fahrerlos. Neu- und Bestandsmaschinen können dadurch herstellerunabhängig und ohne große Umbauten mit autonomen Fahrfunktionen ausgestattet werden. Die ersten Pilotprojekte sind bereits gestartet. Der Markteintritt wird derzeit mit Hochdruck vorbereitet.

GRAZ/STEYR. Der Traktor rollt selbstständig aus der Werkshalle, biegt ab und nimmt die Arbeit auf dem Feld auf – ohne Fahrer, gesteuert von intelligenter Software. Was aussieht wie ein Blick in die Zukunft, ist bei AVL in Steyr bereits Gegenwart: Das Grazer Technologieunternehmen hat ein System entwickelt, das Landmaschinen autonom macht.

„Wir wollen eine Lösung bieten, die sich rasch integrieren lässt, sicher ist und sich für reale Anwendungen eignet – vom Weinbau bis zur Obsternte“, erklärt Sandro Perla-Steinhuber, Software-Funktionsentwickler bei AVL.

Macht Traktoren fahrerlos: AVL-Techniker Sandro Perla-Steinhuber (Foto: AVL)

Ein entscheidender Vorteil: „Das System ist mit unterschiedlichster Hardware kompatibel und lässt sich flexibel in neue wie bestehende Maschinen einbetten“, so der Techniker. Heißt: Lenkung, Bremse, Sensorik, Steuergerät, Bedienoberfläche und Satellitenkommunikation werden so integriert, dass sie sich in verschiedenste Traktortypen einfügen. Die Technologie ist als Add-on konzipiert: Die Autonomie ist bei Bedarf aktivierbar – der Traktor bleibt manuell steuerbar.

Treibt die Entwicklung von fahrerlosen Traktoren voran: AVL-Projektmanager Kevin Grebien (Foto: AVL)

Start-up-Know-how zur Orientierung

Für die technische Orientierung zeichnet mit ARTI ein steirisches Unternehmen verantwortlich. Auf die KI-Robotik-Spezialisten aus Gössendorf wurde die AVL durch das hauseigene Start-up-Programm Creator’s Expedition aufmerksam. „Unser Ziel ist es, technologiegetriebene Jungunternehmen mit hoher Umsetzungskraft frühzeitig ins Netzwerk der AVL zu holen – im Idealfall ergibt sich daraus eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Genau das war bei ARTI der Fall“, erklärt AVL-Projektmanager Kevin Grebien.

Gründer und Geschäftsführer von ARTI: Konstantin Mautner-Lassnig (Foto: ARTI)

Der Kontakt habe sich rasch konkretisiert – heute liefern die Gössendorfer wesentliche Technologiebausteine für die autonome Navigation innerhalb des Vorhabens.

„Wir steuern – etwas vereinfacht – eine Software bei, die mithilfe verschiedener Sensoren erkennt, wo sich der Traktor befindet und wohin er fahren soll – auch dann, wenn das GPS ausfällt“, erklärt ARTI-Geschäftsführer Konstantin Mautner-Lassnig.

Er betont: „Wir entwickeln bewusst keine Insellösung. Unsere Lösung funktioniert auch ohne Satellitensignal und lässt sich in unterschiedlichste Fahrzeuge integrieren.“ Generell stehe die Sicherheit im Fokus des Projekts – insbesondere, weil im Offroad-Bereich andere Voraussetzungen gelten würden, sagt Mautner-Lassnig: „Traktoren bewegen sich zwar langsam, können aber durch ihr hohes Gewicht noch größere Schäden als Autos verursachen. Deshalb wurde das gesamte Safety-Konzept von Grund auf neu gedacht – inklusive Risikoanalyse und Validierung.“

Das 15.000 Quadratmeter große AVL-Zentrum in Steyr ist auf die Entwicklung innovativer und nachhaltiger Antriebs- sowie Testlösungen für den Nutzfahrzeugsektor ausgerichtet. (Fotos: AVL)

AVL hat dafür die umfassende Erfahrung aus dem Automotive-Bereich eingebracht. „Gerade im Offroad-Bereich gelten andere Regeln. Da braucht es robuste Systeme und klare Prozesse“, unterstreicht Perla-Steinhuber.

Marktstart für 2026 geplant

Nach erfolgreichen Tests auf der 4.000 Quadratmeter großen Testfläche von AVL am Standort Steyr sind die Prototypen nun auch bereits auf Feldern unterwegs: Der elektrisch betriebene Traktor dreht mittlerweile vollautonom mit Anbaumaschinen wie Pflügen und Mähwerken unter Realbedingungen seine Runden.

„Dabei geht es nicht nur um das reine Fahren von A nach B – sondern um komplexe Szenarien mit wechselnden Umgebungen, niedrigen Geschwindigkeiten und der Zusammenarbeit mit Menschen“, so Perla-Steinhuber. 2026 soll die Lösung am Markt für verschiedene Traktortypen in Serie verfügbar sein. Zur Zielgruppe zählen sowohl Hersteller als auch bestehende Kunden, die ihre Maschinen umrüsten wollen.

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